2. (Gewaltschutz-)Netzwerk starten
Wie starte ich ein Netzwerk?
Zu Beginn jeder Netzwerkarbeit stehen eine oder mehrere Akteur*innen mit der Idee Austauschstrukturen zu schaffen. Anlass kann zum Beispiel der Bedarf nach Fachaustausch, konkrete Konflikte bei der Zusammenarbeit für Opferschutz oder auch die Ideeneingabe von Außen sein. Das Engagement dieser sogenannten Initiator*innen bildet die Basis zur Etablierung des Netzwerks.
Die Initialisierungsphase umfasst im Wesentlichen eine leitende Netzwerkvision, das Kontaktieren von möglichen Netzwerkpartner*innen und eine gute Vorbereitung einer Veranstaltung für die erfolgreiche Gründung eines Netzwerks [1]. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung, eines Fachtags oder eines anderen Austauschformats lernen sich die Gründungsmitglieder des Netzwerks und ihre Motivation zur Teilnahme an der Veranstaltung sowie ihre Schnittstellen Gewaltschutz in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen kennen.
Schritt 1: Analyse des Umfelds
- Wer ist bereits in Netzwerkstrukturen vor Ort organisiert?
- Sind Verwaltung und Politik thematisch involviert?
- Gibt es bestehende Netzwerke/ Kooperationen, an die man anknüpfen kann?
- Welche Multiplikator*innen gibt es, die man ansprechen kann?
- Welche Akteur*innen gehören noch dazu? Welche Kooperationen bestehen bereits? Besteht ein zivilgesellschaftliches Bündnis?
- Gibt es hinderliche Kräfte (bspw. Vorbehalte zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung, Konkurrenz zwischen den Trägern, etc.)?
- Welchen positiven Beitrag könnten einzelne Akteur*innen zur Zielerreichung leisten (soziale, finanzielle, kulturelle, persönliche Ressourcen)?
Schritt 2: Mögliche Netzwerkpartner*innen
- Welche (vertrauensbildenden) Maßnahmen braucht es, um Akteur*innen zu gewinnen?
- Welchen Nutzen haben die einzelnen Akteur*innen?
- Betonung des politischen Auftrags bzw. des Mandats für das Netzwerk auf Grundlage der Istanbul-Konvention [3]
Schritt 3: Ausgestaltung des Netzwerks
- Welches Ziel hat unser Netzwerk (Transparenz, Austausch, Veranstaltungen, Fallmanagement, etc.)?
- Welchen Mehrwert bietet das Netzwerk den Akteur*innen und dem Gewaltschutz in unser Region?
- Welche (mittelfristigen oder messbaren) Ergebnisse soll unser Netzwerk erbringen?
- Welches Leitbild soll unser Netzwerk zusammenhalten?
- Wie soll unser Netzwerk aufgebaut sein?
- Welche Regeln braucht unser Netzwerk?
- Kann eine Spezialisierung auf (zunächst) ein Thema ratsam sein, um sich nicht zu überfordern (bspw. Umgangsrecht, Häusliche Gewalt, etc.)?
Schritt 4: Inhaltliche Gestaltung der Auftaktveranstaltung
- Information - Vorträge aus wissenschaftlicher Perspektive und/oder Einblicke aus der Praxis zu geschlechtsspezifischer Gewalt/ Umsetzung der Istanbul-Konvention/ Häusliche Gewalt
- Transparenz - Vorstellungsrunde aller Anwesenden mit Einblick in ihre Praxis
- Synergien - Workshops zu der Festsetzung von Zielen und/oder Meilensteinen des Netzwerks
- Gemeinsames Verständnis - Ausarbeitung eines gemeinsamen Selbstverständnisses/ Leitbilds
- Spezialisierung - Gesprächskreise und/oder Workshops zu den relevanten Fragen und Herausforderungen mit möglichen Umsetzungsmaßnahmen
Weiterführendes Material
1. Nachhaltiger Gewaltschutz braucht Vernetzung
Vorheriges Kapitel
3. Erfolgsfaktoren der Netzwerkarbeit
Nächstes Kapitel