Nachrichtenmedien sind eine der wichtigsten Informations­quellen für die Öffentlichkeit. Die Art und Weise, wie Nachrichtenmedien geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt darstellen, kann zum Verständnis des Problems beitragen und die Bekämpfung von Gewalt maßgeblich unterstützen.

Sensibilisieren Sie sich als Medienschaffende.

Sensibilisieren Sie sich und Ihr (Arbeits-)Umfeld zu häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt. Bilden Sie sich fort zu:

  • Ursachen und Folgen der Gewalt,
  • Formen der Gewalt,
  • Schutz- und Hilfsmöglichkeiten,
  • gesellschaftlich verbreitete Falschinformationen und „Mythen“ rund um Gewalt,
  • Umgang mit Betroffenen.

Wirken Sie Rollenklischees, Stereotypisierung und Diskriminierung entgegen.

Stellen Sie eine diskriminierungsfreie Sprache und Gestaltung Ihrer Inhalte sicher. Thematisieren Sie (negative) Geschlechterrollen und Diskriminierung.

Berichten Sie sensibel, ausgewogen und sensationsfrei über Gewalt.

Verpflichten Sie sich zu einer sensiblen, sensationsfreien Berichterstattung über geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt unter Einbeziehung der gesellschaftlichen Ursachen.

Nennen Sie Gewalt beim Namen. Verwenden Sie keine bagatellisierten Umschreibungen oder verharmlosende Begriffe.

Reproduzieren Sie keine Falschinformationen oder „Mythen“ rund um typische Betroffene, Täter*innen oder Abläufe von gewaltvollen Handlungen. Verzerrte und stereotype Darstellungen von Gewalt kann zu einem falschen Verständnis des Problems führen und die Bekämpfung von Gewalt sogar erschweren.

Berichten Sie ausgewogen. Eine mediale Unterrepräsentation von Gewalt in sozialen Nahbeziehungen (also von Tätern aus dem Freundes-, Verwandten- oder Bekanntenkreis der Gewaltbetroffenen) kann zum Beispiel dazu führen, dass Gewalt in intimen Beziehungen unterschätzt wird.

Tragen Sie in Form von Kampagnen oder ähnlichem dazu bei, dass geschlechtsspezifische Gewalt und häusliche Gewalt gesellschaftliche Ächtung erfährt und nicht weiter unter dem Deckmantel des „Privaten“ stattfinden kann.

Landesaktionsplan S. 12, S. 16-17, S. 30-32

Ordnen Sie Gewalt in den Kontext ein, um Einzelfallwahrnehmung entgegenzuwirken.

Setzen Sie Gewalt auf die gesellschaftliche Agenda, denn Berichterstattung kann verändern, wie dringlich ein soziales Problem wahrgenommen wird. Auch trägt sie dazu bei wie Femizide und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt bewertet werden.

Anlass der Berichterstattung ist im aktuellen Diskurs mit großer Mehrheit ein konkreter Fall oder Femizid. Die Nennung von Statistiken zu Gewalt und Ursachen unabhängig vom Einzelfall helfen nachweislich dabei, Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem zu verstehen.

Nennen Sie bei Berichterstattungen zu Gewalt immer Hilfsangebote. Werben Sie für das Hilfetelefon.

Nennen Sie bei Berichterstattung zu Gewalt konsequent Hilfsangebote, um das Recht auf Schutz und Hilfe ins Bewusstsein zu rufen.

Ermöglichen Sie eine kostenfreie, verstetigte Werbung für die bundesweite Hotline und brandenburgischen Hilfsstrukturen auf diversen Kanälen. Über kostenfreie regelmäßige Werbung für die bundesweite Hotline 116016 oder die brandenburgischen Hilfsstrukuren in Funk und Fernsehen, auf Plakaten und Flyern oder auch in Werbespots, Kinofilmen oder in den sozialen Medien werden verschiedenste Zielgruppen diversitätssensibel erreicht.

Geben Sie sexistischer Werbung keinen öffentlichen Raum.

Diskriminierungsfreie Werbung muss als Maßstab gesetzt werden. Medien und insbesondere öffentlich-rechtlichen Angebote können ein Verbot von sexistischer Werbung im öffentlichen Raum vereinbaren und hierfür den Deutschen Werberat miteinbeziehen. Die Einhaltung der Vereinbarungen kann durch einen Beirat erfolgen, in dem Expert*innen aus der Praxis vertreten sind.

Etablieren Sie eine Workplace-Policy für einen diskriminierungsfreien Arbeitsplatz.

Nicht erst seit der Kampagne #MeToo ist bekannt, dass es in der Film- und Fernsehbranche zu sexualisierten Übergriffen und Belästigungen am Arbeitsplatz kommt, und auch hier ein großer Gender Pay Gap zu verzeichnen ist. Die Erarbeitung einer freiwilligen Selbstkontrolle oder -regulierung ist ein erster Schritt.

Gutachten S. 58-60

Weitere Informationen für Medienschaffende

Geschlechtsspezifische Gewalt meint gewaltvolle Handlungen gegenüber einem Individuum oder einer Gruppe von Indi­viduen aufgrund der Geschlechts­identität. Der Begriff wird benutzt, um zu verdeut­lichen, dass gesellschaftliche Struk­turen das Risiko erhöhen, bestimmte Formen von Gewalt zu erleben. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen, trans, nicht-binäre und intersex Menschen, aber auch Menschen, die bestimmten sozialen Nor­men oder einem binären Geschlechter­verständnis nicht entsprechen.