Geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Um Gewalt zu beenden, braucht es daher alle Brandenburger*innen.

Informieren Sie sich über häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt.

Um Gewalt zu beenden braucht es ein breites Verständnis für die Ursachen, Formen und Folgen von Gewalt. Konkret gibt es verschiedene Wege, sich zu Themen häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt zu informieren, u.a.:

  • Gewaltschutzakteur*innen und Aktivist*innen auf Social Media folgen,
  • (Fach-)Veranstaltungen besuchen,
  • Informationsbroschüren, -websites und Fachbücher lesen,
  • Fachvorträge anhören, auch als Aufzeichnungen im Internet,
  • Hilfesystem und Unterstützungsangebote in der eigenen Umgebung recherchieren.

Setzen Sie sich für Gleichstellung und gegen Diskriminierung ein.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist tiefverwurzelt in der fehlenden Gleichstellung der Geschlechter und anderen Diskriminierungsformen (u.a. Ableismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit). Um Gewalt nachhaltig zu beenden muss jede Person eigene Gedankenmuster oder Rollenvorstellungen hinterfragen und sich aktiv gegen Diskriminierung aussprechen.  

Schauen Sie nicht weg.

Geschlechtsspezifische Gewalt passiert überall: Zuhause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und im Internet. Häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt kommen in allen gesellschaftlichen Gruppen vor – unabhängig von sozialen oder wirtschaftlichen Situation, Bildungsgrad, Herkunft, Religion und körperlichen Verfassung. Wenn Sie einen Vorfall mitbekommen, schauen Sie nicht weg!

In einer akuten Gewaltsituation, wenn Sie beispielsweise Schreie aus der Nachbarwohnung hören, hilft es den Betroffenen, wenn diese Situation unterbrochen wird. Dies kann durch Klingeln und fragen nach Mehl oder einem Ladekabel sein. Achten Sie dabei in jedem Fall auf Ihre eigene Sicherheit und rufen Sie die Polizei. Häusliche Gewalt ist strafbar!

Wenn Sie Gewaltvorfälle im Nachhinein mitbekommen, weil Sie Verletzungen sehen oder eine Person in Ihrem Bekanntenkreis sich besonders zurückzieht oder anderweitig auffällig ist, sprechen Sie die Person an! Weisen Sie darauf hin, dass es kostenlose Hilfsangebote gibt. Achten Sie darauf, sensibel zu sein und seien Sie darauf vorbereitet, dass die Person abstreitet, betroffen zu sein. Ziehen Sie sich nicht zurück. Halten Sie den Kontakt zu der Person, auch wenn sie sich weiter isoliert. Vielleicht kommt sie zu einem anderen Zeitpunkt auf Sie zurück.

Wenn es Ihnen nicht so leicht möglich ist, die Person anzusprechen, können Sie auch versuchen, sie anderweitig auf Hilfsangebote hinzuweisen, bspw. indem Sie überall in der Nachbarschaft Zettel mit Infos zum Hilfetelefon oder lokalen Angeboten in die Briefkästen stecken.

Sie können selbst – als Freund*in, Kolleg*in oder Familienmitglied von Betroffenen – eine Beratungsstelle konsultieren oder das Hilfetelefon anrufen. Sie sind nicht allein, holen Sie sich Unterstützung. Es kann auch helfen, mit Freund*innen über die Situation sprechen, um gemeinsam zu handeln.

Sensibilisieren Sie Ihr Arbeitsumfeld und seien Sie Brücke ins Hilfssystem.

Viele Betroffene, die in Beratungsstellen und Frauenhäusern ankommen, werden durch Ämter oder die Polizei dorthin vermittelt. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, auf ausgebildete und sensibilisierte Beamt*innen und Fachkräfte zu treffen. Was leider zu selten der Fall ist. Potenzielle Vermittler*innen können auch andere Berufsgruppen und Ehrenamtliche sein, die durch ihre Arbeit mitbekommen können, wenn es in einer Partnerschaft oder Familie zu Gewalt kommt. Mehr dazu in der Kampagne „Häusliche Gewalt. Sie können etwas tun.“ 

Korrigieren Sie Falschinformationen.

Mythen zu geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt beruhen auf falschen Erklärungszusammenhängen von der Situation gewaltbetroffener Personen, der Rechtslage und der gesellschaftlichen Struktur. Sie beruhen auf Bagatellisierungen und verdrehten Verantwortlichkeiten, tragen maßgeblich zu einer Isolierung der Opfer bei und bedeuten eine zusätzliche Gefährdung für die Betroffenen. Lassen Sie Falschaussagen nicht stehen.

  • Häusliche Gewalt ist nicht privat und keine Familienangelegenheit.
  • Geschlechtsspezifische Gewalt ist kein Einzelfall, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass jeden zweiten Tag einer Frau in Deutschland das Leben kostet.
  • Häusliche Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt kann alle treffen – unabhängig von (zugeschriebenen) Kategorien wie Herkunft, Bildungsgrad, Einkommensschicht oder Alter.
  • Weltweit sind zwischen 90 und 95 % der Opfer von häuslicher Gewalt Frauen, im gleichen Maße die Täter männlich.
  • Täter sind Personen aller Hintergründe. Die falsche Ethnisierung von Gewalt schadet allen.
  • Täter*innen tragen die alleinige Verantwortung für ihr gewalttätiges Verhalten.
  • Das Muster gewalttätigen Verhaltens ist erlernt. Hinter den geschlechtsspezifischen Gewalttaten stehen Absicht und strategische Überlegungen. Es geht nicht um reine Affekthandlungen.
  • Kinder brauchen eine gewaltfreie, sichere und geborgene Umgebung, um körperlich und psychisch gesund aufzuwachsen. Das (Mit-)Erleben von Gewalt birgt für Kinder häufig eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Entwicklung.

Unterstützen Sie lokale Hilfsangebote.

Die meisten Angebote werden von gemeinnützigen Vereinen getragen, die sowohl über finanzielle als auch Sachspenden unterstützt werden können. Beispielsweise viele Schutzeinrichtungen nehmen Sachspenden entgegen, wie Kleidung oder Spielzeug. Fragen Sie immer zuerst nach, ob zurzeit Spenden angenommen werden und was gerade benötigt wird.

Engagieren Sie sich ehrenamtlich in Vereinen und Projekten.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich einzubringen oder an Netzwerken mitzuwirken. Wenn es in ihrer Region noch keine Angebote gibt, können Sie selbst einen Stammtisch, ein regelmäßiges Treffen, einen Verein oder Ähnliches initiieren. Wir unterstützen Sie gerne dabei.

Tragen Sie zur gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinsbildung bei.

Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle, um über geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt sowie Hilfsangebote zu informieren. Teilen Sie Informationen auf Social Media oder legen Sie Informationsflyer bei Ihrer Veranstaltung aus. Empfehlen Sie Podcasts zum Thema oder leiten Sie Veranstaltungshinweise weiter.

Weitere Informationen für Brandenburger*innen

Geschlechtsspezifische Gewalt meint gewaltvolle Handlungen gegenüber einem Individuum oder einer Gruppe von Indi­viduen aufgrund der Geschlechts­identität. Der Begriff wird benutzt, um zu verdeut­lichen, dass gesellschaftliche Struk­turen das Risiko erhöhen, bestimmte Formen von Gewalt zu erleben. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen, trans, nicht-binäre und intersex Menschen, aber auch Menschen, die bestimmten sozialen Nor­men oder einem binären Geschlechter­verständnis nicht entsprechen.