Der Bildungslandschaft, bspw. Kitas, Schulen, Hochschulen und Fort-, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, kommt eine entscheidende Rolle in der Umsetzung der Istanbul-Konvention zu. Verantwortung tragen hier sowohl Entscheidungs­träger*innen, als auch die Lehrenden selbst.

Nehmen Sie die Themen häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt und Istanbul-Konvention in die Curricula an Brandenburger Hochschulen sowie in die Aus- und Weiterbildungscurricula auf.

Geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt kann überall vorkommen und alle treffen. Nutzen Sie die Ausbildungszeit, bspw. in der Lehrkräftebildung, für die Gesundheitsfachberufe und Medien- und Design-Studiengängen, um für die Themen auch im späteren Berufsleben zu sensibilisieren.

Landesaktionsplan S. 15-17, S. 35; Gutachten S. 53-59

Verankern Sie die Themen häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt in Schul- und Kitalehrplänen.

Thematisieren Sie die verschiedenen Formen von Gewalt. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der über Erfahrungen gesprochen werden kann. Kinder selbst haben ein geschätztes zwei- bis dreifach höheres Risiko Gewalterfahrungen zu machen als Erwachsene. Arbeiten Sie (gemeinsam mit weiteren Stellen) an altersgerechten, kreativen Ideen, um verschiedene Altersgruppen zu erreichen.

Landesaktionsplan S. 17, S. 35, S. 69; Gutachten S. 102-103

Vermeiden Sie Sekundärviktimisierung durch inadäquate, belastende Konfrontation mit Täter*innen.

Von sekundärer Viktimisierung spricht man, wenn dem Opfer weiterer Schaden entsteht, der nicht eine direkte Folge der Straftat ist, sondern auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie Institutionen und andere Personen mit dem Opfer umgehen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie wissen, wie Sie sich im Umgang mit von Gewalt Betroffenen verhalten können, und welche Unterstützungsangebote es in der Umgebung gibt.

Gutachten S. 51

Bieten Sie altersgemäße Maßnahmen zur Gewaltprävention und Präventionsprojekte gegen Cybergewalt und für Medienkompetenz an.

Altersgerechtes Einfühlungsvermögen und ein angemessenes Unrechtsbewusstsein, gewaltfreie Lösungsstrategien, Zivilcourage und Wissen um strafrechtliche Konsequenzen für gewalttätiges Handeln muss Kindern als Kompetenz vermittelt werden.

Landesaktionsplan S. 36, S. 68

Wirken Sie Rollenklischees, Stereotypisierung und Diskriminierung entgegen.

Stellen Sie für alle Bildungseinrichtungen eine diskriminierungsfreie Sprache und Gestaltung sicher.

Thematisieren sie (negative) Geschlechterrollen und Diskriminierung. (Strukturelle) Machtungleichheiten und Abhängigkeiten begünstigen geschlechtsspezifische Gewalt. Gleichzeitig ist geschlechtsspezifische Gewalt ein wesentliches Instrument, um die unterdrückenden Machtverhältnisse aufrecht zu erhalten.

Achten Sie bei Angeboten, die sich an einer binären Geschlechterordnung orientieren, besonders darauf, nicht-binäre Kinder nicht auszuschließen, zu misgendern oder anderweitig zu diskriminieren.

Landesaktionsplan S. 36, S. 69; Gutachten S. 48-50

Tragen Sie zur gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinsbildung bei.

Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit, um über geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt sowie Hilfsangebote zu informieren. Weitere Informationen zur Öffentlichkeitsarbeit finden Sie hier.

Seien Sie Brücke ins Hilfssystem.

Sensibilisieren Sie sich und ihr Umfeld zu häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt und bilden Sie sich fort zu:

  • Ursachen und Folgen der Gewalt,
  • Formen der Gewalt,
  • Schutz- und Hilfsmöglichkeiten,
  • Sensibilisierungsarbeit,
  • Präventionsprojekten gegen häusliche und sexualisierte Gewalt

 

Viele Betroffene, die in Beratungsstellen und Frauenhäusern ankommen, werden durch Ämter oder die Polizei dorthin vermittelt. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, auf ausgebildete und sensibilisierte Beamt*innen und Fachkräfte zu treffen. Was leider zu selten der Fall ist. Potenzielle Vermittler*innen können auch andere Berufsgruppen und Ehrenamtliche sein, die durch ihre Arbeit mitbekommen können, wenn es in einer Partnerschaft oder Familie zu Gewalt kommt. Mehr dazu in der Kampagne „Häusliche Gewalt. Sie können etwas tun.“ 

Weitere Informationen für den Bildungssektor

Geschlechtsspezifische Gewalt meint gewaltvolle Handlungen gegenüber einem Individuum oder einer Gruppe von Indi­viduen aufgrund der Geschlechts­identität. Der Begriff wird benutzt, um zu verdeut­lichen, dass gesellschaftliche Struk­turen das Risiko erhöhen, bestimmte Formen von Gewalt zu erleben. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen, trans, nicht-binäre und intersex Menschen, aber auch Menschen, die bestimmten sozialen Nor­men oder einem binären Geschlechter­verständnis nicht entsprechen.